Über Form & Inhalt
In jedem Bild, das ich zu malen anfange, ist zunächst einmal potentiell Speicherplatz auch für außerästhetische Inhalte vorhanden. Von vornherein auf ein Ohne-Titel-Bild hinzumalen, heißt von vornherein auf jede Information zu verzichten, die im Hirn und im Gemüt des Betrachters auch noch andere Partien anregt, die Assoziationen weckt und ihn reflektieren läßt. Über den lieben Gott von mir aus, über den Smog in Simmering, über den Krieg nebenan, über den Sonntagsspazier im Park und was man da im Gras liegen sieht - was auch immer. Ich wünsch mir eben, daß diese Option ausgenützt wird und daß die Themen, die ich für wichtig halte, nicht nur im Fernsehen und der Zeitung - wenn überhaupt - transportiert werden. Und dafür ist natürlich eine realistische Darstellung am besten geeignet, als trojanisches Pferd sozusagen. Dabei bleibt noch genug Aufregendes übrig an Form und Spannung und Farbgebung und Komposition, und außerdem der Malakt als solcher, wo ich mich mit der Hand ausagier.
Ich werf es aber keinem Kollegen vor, daß er es bei seinen Arbeiten nicht auf eine Kunst anlegt, welche die Gesellschaft so weitgehend wie möglich mitgestalten will und den heiligen Kühen unseres kapitalistischen Systems an die Euter greift. Ich bin ja selber kein Missionar mehr und deklarier mich nicht mehr als ökologischer Fundi wie noch vor – sagen wir – einem Vierteljahrhundert. Wenn ich nicht gerade Bildergeschichten mach, in denen es rund geht, mal ich zum Zeitvertreib am liebsten das Zeug, wie es das ganze Jahr hindurch aus dem Boden wächst. Ich wohn in einer Gemeindebaugegend. Natürlich ist nicht jeder Mist schön, aber manche Farben und Strukturen hat die Natur in einer Million Jahren nicht zusammengebracht. Und in zunehmendem Maß ähnelt das Zeug bereits nach kurzer Zeit dem organisch Hervorgebrachten, es gibt bald keine Konfrontation mehr, sondern nur mehr Harmonie. Für einen Ästheten sind die neuen österreichischen Landschaften jedenfalls ein Erlebnis. An sich haben Bilder ja gar keinen Eigenwert, höchstens den von Briefmarken oder Bierdeckeln. Dafür hätte aber das Bildermachen derzeit beinahe einen therapeutischen Sinn, nämlich eine anständige Haltung beim Warten auf das Große Allgemeine Umkippen zu propagieren. Wenn einer schon seine Fingerfertigkeit auf dem Papier oder auf einer Leinwand oder digital praktiziert, statt sich einen Keller zu graben und zu üben, wie man Erbsen auslöst, dann sollten wenigstens Illustrationen unserer Notstandssituation herauskommen und Portraits von denen, die dafür verantwortlich sind. Der permanente Wahnwitz ist ohnehin nicht abbildbar. |
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